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Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst

Setzers Wissen – die Ligatur

Eine gute Verbindung

Ursprünglich ist die Ligatur eine aus dem Buchdruck stammende Verbindung von mehreren Zeichen zu einer Einheit auf einer Letter. Dadurch konnten unschöne und zu groß wirkende Abstände zwischen den einzelnen Buchstaben ausgeglichen werden. Im Gegensatz dazu wird im Digitalsatz in der Ligatur das Ineinanderschieben von zumeist Oberlängen verhindert, z.B. bei f i rückt der Punkt des i nicht in den oberen Ausläufer des f hinein.

Eine der meistgenutzten Ligaturen im deutschsprachigen Raum ist wohl das ß. Es kommt allerdings in der Schweiz nicht vor.

Klassische Ligaturen sind fl, fi, ff, ft, fft, ffl, ffi, tt und ebenso œ und æ. Leider werden Ligaturen in nur sehr wenigen digitalen Schriften angeboten.

Die modernste Ligatur dürfte das @ sein, das die Buchstaben at abkürzt. Sein Pendant ist hingegen schon sehr alt: das &. Diese Ligatur ist die Verbindung der Buchstaben e und t und heißt auf Lateinisch und.

Es gibt Wörter, in denen Ligaturen aus grammatikalischen Gründen nicht verwendet werden dürfen, z.B. Auflage. Lustig wird es bei dreifachen Kombinationen, wie z.B. Schifffahrt 😅. Wo darf hier getrennt werden?

In Wörtern, die gesperrt werden, deren Buchstabenabstände also vergrößert sind, dürfen Ligaturen nicht verwendet werden.

Übrigens

Als Verein für die Förderung und Erhaltung guter Typografie, bezeichnet die Typografische Gesellschaft München (tgm) ihre Mitglieder als Ligatur. Eine schöne Verbindung.


Technischer Tipp
(von Heike Burch, Co-Autorin)

InDesign kann so eingestellt werden, dass Ligaturen automatisch eingefügt werden. Ligaturen sind jedoch nicht in allen Schriftarten enthalten sind. Die Zeichen, die InDesign bei aktivierter Option «Ligaturen» verwendet, werden als Ligaturen angezeigt und gedruckt, sind aber voll editierbar und werden von der Rechtschreibprüfung nicht als fehlerhaft markiert.

In der Palette «Glyphen» (Schrift > Glyphen) kannst du dir alle Möglichkeiten, die die von dir genutzte Schrift an Ligaturen und bedingten Ligaturen bietet, anzeigen lassen. Einfach im Drop-Down-Menü jeweils nach Standard-Ligaturen oder Bedingte Ligaturen filtern!

Wenn bei OpenType-Schriftarten die Option «Ligaturen» im Menü des Zeichenbedienfelds, im Menü des Bedienfelds oder im Kontextmenü ausgewählt ist, erzeugt InDesign die in der Schriftart definierten Standard-Ligaturen. Einige Schriften enthalten auch optionale, dekorativere Ligaturen, die mit dem Befehl „Bedingte Ligaturen“ erzeugt werden können.

Wer mich kennt, weiss, dass ich nur mit Zeichen- und Absatzformaten arbeite, deswegen kommen nun die Einstellungen in den Formaten. Wer ohne Formate arbeitet, darf selber suchen 😉

Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // MOliri. Heike Burch
Im Absatzformat, Einstellmöglichkeit 1
Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // MOliri. Heike Burch
Im Absatzformat, unter OpenType Einstellmöglichkeit 1
Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // Moliri. Heike Burch
Im Absatzformat, unter OpenType Einstellmöglichkeit 2
Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // Moliri. Heike Burch
Im Zeichenformat, Einstellmöglichkeit 1 = Keine Ligaturen aktivieren
Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // Moliri. Heike Burch
Im Zeichenformat, Einstellmöglichkeit 2 = Infos übernehmen vom Absatzformat
Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // Moliri. Heike Burch
Im Zeichenformat, Einstellmöglichkeit 3 = Ligaturen aktivieren
Die Ligatur – oft schmerzlich vermisst // Moliri. Heike Burch
Im Zeichenformat, unter Open-Type Einstellmöglichkeit 4 = Bedingte Ligaturen aktivieren

Über uns

  • Jana Schlosser

    Am liebsten gestalte ich Bücher. Schöne Bücher. Als gelernte Schriftsetzerin mit großer Affinität zur Typografie und studierte Grafikdesignerin mit Liebe zum Konzept biete ich feine Buchgestaltung und gestaltende Beratung von Marken.

  • Heike Burch

    InDesign verstehen. Und dann Qualität erzeugen. Ist es das, was Du suchst? Ich bringe Ordnung in deine InDesign-Dateien. Oder zeige dir, wie du selbst die besten Templates und Vorlagen erstellen kannst. Bei mir bist du richtig, wenn: deine InDesign-Dateien komplexer werden und du Hilfe brauchst // du den Dingen in InDesign auf den Grund gehen willst (also einen Workshop oder ein Seminar brauchst) // du deine Ruhe haben willst und Arbeit und/oder Verantwortung abgeben möchtest, aber die Qualität sehr gut bleiben oder werden soll?

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Diskussion

7 Antworten

  1. Liebe Jana, liebe Heike, vielen Dank für Euren Beitrag und ja, auch ich als gelernter und gegautschter Typograf (Schriftsetzer) liebe Ligaturen über alles!
    Erlaubt mir bitte noch zwei Ergänzungen bzw. Anmerkungen: Die Ligaturen entstanden schon zu Gutenbergs Zeiten, denn es erleichterte und verkürzte die Satzarbeit mit den Bleitypen.
    Bei “zusammengesetzen Wörtern”, wie aus eurem Beispiel “Auflage”, dürfen keine Ligaturen verwendet werden – wenn das die Verlage denn auch wüßten ;–) … So aber auch nicht das Wort “Schifffahrt”, das selbst hier in diesem Text “richtig” geschrieben bzw. getrennt ist.
    Macht weiter so!

    1. Hallo Johannes, ich wünschte, ich hätte soviel Hintergrundwissen wie Du und Jana!
      Ich hab ja digital angefangen und ja, die Verlage wollen manchmal auch «interessante» typografische Regeln.
      Aber durch Janas Beiträge und all die Kommentare lern ich echt noch mal viel!

      ich frage mich, ob man eine Ausschlussliste hinterlegen kann und diese per GREP dann un-ligatuieren könnte… (ist das ein Wort?)

      Liebe Grüsse – Heike

    2. Lieber Johannes,
      herrlich, gegautscht bin ich auch. Richtig mit Wasserfass und im Hof der Druckerei 😂.
      Dass es die Ligaturen schon seit Gutenberg gibt, wusste ich gar nicht. Aber ja, er war bestimmt daran interessiert, die Arbeit möglichst effektiv zu gestalten. Allerdings gab es bei ihm im ersten Bibeldruck oft für einzelne Buchstaben verschiedene Ausführungen, weil er sehr daran interessiert war, die Qualität handschriftlicher Werke zu erreichen. Schließlich war er der Erfinder und damit Vorreiter einer neuen Vervielfältigungsmethode und hatte mit Sicherheit so manchen Gegner. (Könnte man heute vielleicht mit KI vergleichen 😀. Die wird sicher auch bald viel Arbeit effizienter und schneller machen.)
      Danke für dein Weiter so! Das motiviert uns.
      Liebe Grüße, Jana

  2. Einspruch eure Ehren (wie gendert man das jetzt?), Zwangsligaturen werden auch im Sperrsatz nicht aufgelöst. Das sind ch, ck, tz und (st, wenn es sich nicht um ein Fugen S handelt.)

    1. Hallo Frida, was sind denn Zwangsligaturen?
      Sind die im Font hinterlegt?

      Und da wir uns beide als CIS-Frauen sehen, ist gendern in diesem Fall überflüssig: gern werden wir als Frauen angesprochen!
      Liebe Grüsse – Heike

    2. Liebe Frida,
      im Bleisatz waren Ligaturen praktisch und wurden oft auch im Sperrsatz verwendet. Als Grafikerin heute würde ich diese trotzdem sperren. Es sieht einfach besser aus bzw. Doppelbuchstaben zwischen gesperrten Einzelbuchstaben irritieren ganz einfach beim Lesen.
      Früher wurde das Sperren von Wörtern häufiger für Auszeichnungen verwendet. Das ist im Digitalsatz eher unüblich geworden.
      Das Wort Zwangsligaturen kenne ich übrigens nicht. Denn auch im Bleisatz gab es die Ligaturen natürlich auch als Einzelbuchstaben. Kannst du den Begriff bitte noch einmal erläutern?
      Danke und liebe Grüße, Jana

      1. Der Sperrsatz wird heute kaum noch verwendet, da er digital etwas umständlich zu setzen ist und leicht durch eine fette Schrift (Bold) ersetzt werden kann.
        Wenn die Schrift jedoch Zwangsverbünde enthält, sollten diese im Sperrsatz verwendet werden, auch im Antiquasatz.
        Das richtige Setzen von Ligaturen im Allgemeinen, das heißt auch, keine zu setzen, wo keine hingehört, hat etwas mit Lesbarkeit zu tun (und nebenbei damit, ob die- oder derjenige wo gesetzt etwas von seinem Fach versteht).

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