Unsere Weltreise startete mit dem Beweis: Der digitale Fortschritt rettet Leben. Oder Reisende. In jedem Fall rettete er uns letzten Mittwoch, als wir in Frankfurt am Flughafen am Check-In standen und die Dame am Schalter dreist behauptete: „Ich kann sie leider nicht einchecken.“
Das erste Problem
In Costa Rica – sowie in den meisten anderen Ländern in Mittel-, Zentral- oder Südamerika – brauchst du als Schweizer Bürger kein Visum. 90 Tage problemlose Aufenthaltserlaubnis sind dir garantiert.
Wir erkundigten uns vorab in der stellvertretenden Botschaft in der Schweiz. Alles was wir brauchen, sei ein Rückflugticket. Der Beweis, dass wir nicht 91 oder gar mehr Tage in Costa Rica bleiben.
Ein Rückflugticket? Obwohl wir nicht zurückgehen? Und die Reiseroute nicht feststeht?
“Ich kann leider nichts für sie tun.“
Wir fragten einen guten Bekannten, der viele Male durch Südamerika reiste. Er versicherte uns: Ein Ticket habe er nie gebraucht.
Da kannte er die deutsche Dame am Schalter des Frankfurter Flughafens noch nicht. Die blieb knallhart und schien auch nicht zu wissen, wie das Problem zu lösen war.
“Ich kann leider nichts für sie tun.“
Costa Rica Bustickets online buchen
Während sie uns im Stich liess, blieb das W-Lan uns treu. Hast du W-Lan, hast du keine Probleme. Ein Mantra digitaler Nomaden, das uns wohl eine Weile begleiten wird.
Wir fanden, dank ein paar spanischer Suchbegriffe, die Seite laterminalcostarica.com. Dort lassen sich problemlos online Bustickets für Costa Rica buchen. Genau genommen: Für von Costa Rica nach Nicaragua.
Passnummern, Kreditkarten und Namen angeben: Und schon hatten wir für rund 100 Euro das „Visum“ für unsere Einreise nach Costa Rica.
Was heute alles möglich ist
Die Dame am Schalter war überrascht, fasziniert und leicht verwirrt. „Was heute alles möglich ist…“ Sagte die knallharte Lady mit einer sichtbaren Vorliebe für Extrem-Maniküre. „Hier am Flughafen werden solche Tickets für 300 Euro pro Stück verkauft.“
Sie wusste also doch, wie sich dieses Problem hätte lösen können.
Das zweite Problem
Wir erreichten Costa Rica (wo uns niemand nach Bustickets, Impfausweisen oder ähnlichem fragte).
Einen Tag später quetschten wir uns auf löchrigen und engen Strassen durch San Jose zu einem Velofachgeschäft. Die hatten alles – ausser dem Schattenvelo für die Kinder.
Ein paar Strassen weiter im Fachgeschäft für Trekking, Camping und Outdoor, fanden wir fast nichts von dem, was wir suchten. Abgesehen von Isomatten und Schlafsäcken. Faltbare Kochtöpfe, portable Duschen, Biolite? Fehlanzeige.
Kein Problem? Grosses Problem?
Kein Problem, fanden wir. Grosses Problem, fanden die Costa Ricas, mit denen wir unser Problem erörterten. Unsere Lösung: Einfach online liefern lassen.
Online? Liefern lassen? So etwas gäbe es hier nicht. „No es possible.“ Und falls doch, würde es Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis die gewünschten Produkte ankommen.
Wir zuckten mit den Schultern und zogen uns zurück zu unserem grossen Freund und Helfer. Dem W-Lan.
Adressen in Costa Rica
Wer sich etwas nach Costa Rica liefern lassen will, kann sich etwas nach Costa Rica liefern lassen. Amazon hilft gerne. Einziges Problem: Die Costa Ricas kennen nicht wirklich Adresszeilen. Die richtige ausfindig zu machen, ist praktisch unmöglich.
Auf unserem Irrweg durch den Dschungel von San Jose, nannte uns niemand Strassen oder Adressen. Sie hielten die Daumen in den Wind und hofften, dass ihre Meterangaben stimmten. Die Strassen haben hier, wenn überhaupt Namen wie „Calle 1 und Calle 2“ (übersetzt Strasse 1 und Strasse 2).
Lieferung nach Costa Rica
Trotz dieser Orientierungslosigkeit gibt es jedoch hierfür eine Lösung: Auf dem nächsten Postbüro eine POB einrichten und eine Adresse erhalten, an die Amazon alles Gewünschte liefert.
Amazon behauptet die Lieferung dauert nicht einmal eine ganze Woche. Wir werden es sehen.
Der Umgang mit Problemen
Jede Kultur hat seinen eigenen Umgang mit Problemen, wie Haeme richtig beurteilte. Bei den Costa Ricas ist es etwa dieser: Ein Problem? Ach, egal.
Darum sind WLan Verbindungen und Adresszeilen nicht ganz so wichtig, wie in unserer guten, alten Heimat. Dort, wo jeder googelt, um ein Problem zu verstehen.
Wir googeln hier – weil uns niemand weiterhilft – nach den Lösungen unserer Probleme, die den Costa Ricas fehlen. Oder egal sind.
Denn La Pura Vida kennt keine Probleme.
Und Google zum Glück auch nicht.
Über mich
Wir sind eine Familie auf Weltreise. Wir machen Publishing im Zelt ohne Wlan. Wie das läuft und was wir dabei lernen, teilen wir exklusiv auf dem Publishingblog. Was wir sonst erleben: familiemettler.ch
2 Antworten
Bin gespannt auf die Fortsetzung!
Wow – hennä spannend!