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Epic vs. Apple – Was bedeutet der Gerichtsstreit für die App-Industrie?

Der Prozess zwischen Epic (Entwickler von Fortnite) und Apple ist in vollem Gange. Aber wie ist es überhaupt so weit gekommen? Und was passiert da gerade richtungsweisendes?

Was bisher geschah – eine Übersicht über den Prozess

Im August 2020 hat Epic vor dem United States District Court for the Northern District of California gegen Apple eine Klage eingereicht, die sich auf die Praktiken von Apple im iOS App Store bezieht. Epic Games hatte insbesondere Apples Beschränkungen für Apps angefochten, die andere In-App-Kaufmethoden als die im App Store angebotene haben. Der Gründer von Epic Games, Tim Sweeney, hatte zuvor die 30-prozentige Umsatzbeteiligung angefochten, die Apple bei jedem Kauf im App Store einbehält, und wollte mit seinem Spiel Fortnite entweder Apple umgehen oder Apple eine geringere Beteiligung zugestehen. Epic hat am 13. August 2020 absichtlich Änderungen in Fortnite vorgenommen, um das Bezahlsystem des App Stores zu umgehen, was Apple dazu veranlasste, das Spiel aus dem App Store zu sperren und Epic dazu veranlasste, Klage einzureichen. Apple reichte eine Gegenklage ein, in der es behauptete, Epic habe absichtlich gegen seine Vertragsbedingungen mit Apple verstoßen, um es zum Handeln zu bewegen, und verteidigte sich gegen die Klage von Epic. Die Verhandlung dauerte vom 3. bis 24. Mai 2021.

Das Urteil von letzter Woche

In einem Urteil vom September 2021 (also letzte Woche) entschied Richterin Yvonne Gonzalez Rogers im ersten Teil des Falles in neun von zehn Anklagepunkten zugunsten von Apple, verurteilte das Unternehmen jedoch wegen seiner Anti-Steering-Maßnahmen nach dem kalifornischen Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Rogers sagte aber auch in Richtung Apple, sie dürfen Entwickler nicht mehr daran hindern, die Nutzer innerhalb von Apps über andere Zahlungssysteme zu informieren. Epic hat gegen das Urteil Berufung eingelegt.

Epic hat in allen anderen Punkten verloren. Apple wird nicht gezwungen, den Nutzern das Sideloaden von Apps zu erlauben, andere App-Stores zu akzeptieren oder seine Gebühren auf unter 30 Prozent zu senken.

Epic muss 30 Prozent an Apple abtreten für die kurze Zeit, in der “Fortnite” etwa 12 Millionen Umsatz mit unrechtmäßigen Zahlungen im Spiel gemacht hat. Apple nennt das Urteil einen “überwältigenden Sieg”.

Wer gewinnt jetzt?

In 9 von 10 Anklagepunkten gibt die Richterin Apple recht. Hat also Apple gewonnen? Nicht nur. Wenn App-Entwickler neu die Möglichkeit haben, In-App-Zahlungen an Unternehmen wie PayPal und Stripe abzugeben, könnte dies einige von Apples Milliarden in Gefahr bringen.

Was heisst das für die App-Industrie?

Dieses Urteil … eröffnet den Entwicklern einen Weg für eine enorme Ausweitung der Gewinnspanne“, sagte Dan Burkhart, CEO von Recurly, einer Plattform für Abonnementverwaltung und Abrechnung.

Das Urteil im Fall Epic Games gegen Apple hat weitere Auswirkungen auf andere Verfahren im Bereich des Kartellrechts, darunter die Klage eines Indie-Entwicklers gegen den PC-Spielehersteller Valve und eine Sammelklage gegen Sony, in der dem Konsolenhersteller überhöhte Preise für PlayStation 5-Spiele vorgeworfen werden.

Auf Twitter äußerte sich der CEO von Epic, Tim Sweeney, enttäuscht über die Anordnung. “Die heutige Entscheidung ist weder für Entwickler noch für Verbraucher ein Gewinn. Epic kämpft für einen fairen Wettbewerb zwischen In-App-Zahlungsmethoden und App-Stores für eine Milliarde Verbraucher.”

Auch Google sieht sich bereits mit einer ähnlichen Klage von Epic Games konfrontiert, die sich auf seine eigenen Bemühungen bezieht, den Google Play Store als zentrale Softwarequelle für Android aufrechtzuerhalten, und die sich auf ausgeklügelte Vereinbarungen mit Telefonherstellern stützt.

Meine Meinung

Als Nutzerin achte ich darauf, Software auch wirklich zu bezahlen. Neu ist ja das Hinweisen auf andere Zahlungsmöglichkeiten im App Store erlaubt. Vielleicht ist es also auch an uns als Nutzer, hier eine Extrameile zu gehen und proaktiv zu schauen, wie wir Entwickler besser entlöhnen können.

Als Publisher glaube ich sehen wir hier gut ein weiteres Argument für eigene Plattformen, unter anderem auch für PWA’s. Wer den App Store nicht braucht, muss auch keine 30% Umsatz an Apple abdrücken.

Das ganze Thema ist aus meiner Sicht auch mal wieder ein Beweis dafür, dass Monopolstellungen dem Markt selten guttun. Ich finde es auch gut, dass Epic diese Rolle von Apple, Google und Co. einfach mal infrage stellt. Leider zeigt das Urteil aktuell aber auch, dass das gar nicht so einfach ist. Aber wir werden sehen, was passiert. Schliesslich hat Epic Berufung eingelegt und es laufen auch noch andere Prozesse in diesem Bereich.

Über mich

  • Simea Merki

    Jeden Tag Menschen helfen, das zu sagen, was sie zu sagen haben. Mit Wirkung und Vision, trotzdem ressourcensparend. Ob es dabei um Websites, Webshops, Content Systeme, Texte oder auch Design geht, ist zweitrangig. Im Vordergrund stehst du und deine Vision. Mit massgeschneiderten und innovativen Ideen geben wir beim Familienunternehmen morntag unser Allerbestes, deine Message zu unterstützen.

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Diskussion

2 Antworten

  1. Liebe Simea

    Wie meistens bin ich grundsätzlich bei dir. Auch halte ich es für richtig, dass nun alternative Zahlungswege erlaubt sind respektive der Hinweis auf solche. Auch halte ich es für richtig, dass man die Beteiligung von 30% (bei Grossanbietern wie EPIC oder Netflix) oder 15% (bei kleinen Entwicklern) von Apple diskutiert. Nicht diskutabel ist aber, ob etwas bezahlt werden soll. Natürlich muss etwas abgegeben werden, wenn man die Infrastruktur, die Reichweite und die Sicherheit des App-Stores von Apple oder Google nutzen will. Das wäre dasselbe wie, wenn ich in ein Einkaufszentrum gehen würde und dort Ladenfläche verlange und die ganze Infrastruktur nutzen aber dafür nichts bezahlen will.

    Das Urteil finde ich fair, denn das Apple unterbindet, dass man auf andere Zahlungsarten aufmerksam macht, ist nicht sauber. Es wird für Apple nicht gross etwas verändern aus einem einfachen Grund: Du und ich, wir gehen allenfalls die Extrameile und beziehen die App direkt beim Entwickler. Ich mache es zumindest dann, wenn ich Geld sparen kann oder die App-Store-Variante nicht dieselben Features hat, wie die, die man direkt beim Hersteller beziehen kann. Die Mainstream-User allerdings werden die Sicherheit und die Einfachheit eines App-Stores vorziehen. Gerade auf iOS ist man sich Sideloading nicht gewohnt, da es ohne Jailbreak nicht möglich ist und man sowieso nicht einfach etwas aus dem Internet laden sollte (ausser man weiss 100%+ was man tut), aber das ist meine subjektive und private Meinung. 🙂

    Wo ich mich allerdings wann immer möglich an den App-Store halte, sind Abos. Es ist so angenehm alle Abos an einem Ort und auf einen Blick zu haben und sie mit einem Tab abzuschliessen, zu bezahlen und auch wieder zu künden. Es gibt keine angenehmere Abo-Verwaltung wie die direkt über den Store. Sobald ich dazu mein Gerät verlassen muss oder auch nur in den Browser wechseln, habe ich keine Lust mehr darauf.

    Ich kann also sagen, dass ich den Entscheid begrüsse, da er uns etwas flexibler macht. Ich denke aber, dass sich für Apple grundsätzlich nichts ändern wird.
    Das Duopol-Problem (ein Monopol gibt es nicht, zumindest nicht seitens Hardware) werden wir wohl nicht in den Griff bekommen. Entweder man unterwirft sich Apple oder Google. Microsoft spielt heute ja mit allen und ist in dem Bereich auch nicht wirklich eine Konkurrenz und meine Meinung zu Windows würde einen ganzen Blog-Post benötigen. 😉

    1. Hi Christian
      Danke für deinen Kommentar, spannend was du darüber denkst. Das Argument mit den Abos hat was.

      Das Monopol meinte ich innerhalb des Betriebssystems. Das ist ja nicht nur bei Apple so. Aber aus iOS gibts nur den Apple Store. Bei Android nur den Play Store (für normale User, die technisch nicht versiert sind). Und so weiter 🙂

      Ob etwas bezahlt werden muss, ist für mich auch keine Frage. Aber 30% finde ich deutlich zu viel, wenn man bedenkt, dass Apple dafür kaum etwas tun muss…

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