Vor zwei Monaten habe ich mich auf das Experiment eingelassen: Nach über 20 Jahren Mac (mit einem ganz kurzen Unterbuch) habe ich mich entschieden, den Deckel des MacBooks zu schliessen und stattdessen mit einem Surface Book von Microsoft zu arbeiten. Unvoreingenommen einfach mal schauen, was mit mir so passiert. Und heute ziehe ich Fazit.
Für alle Schnellleser: Ich bleibe dabei und bin jetzt Windows-Anwender. Für alle, die meine Beweggründe wissen möchten, hier ein paar Blogbeiträge. In diesen Beiträgen könnt ihr auch sehen, wie ich die für mich unbekannte Welt entdeckt habe.
Warum nur? Verräter, Pionier, Spinner. Nein: Getestet und überzeugt
Mit Microsoft-Hardware und Windows-Betriebssystem in einer Schar von Kreativen aufzukreuzen und die erst noch zu unterrichten, polarisiert ganz schön: “Ist der einer von uns?” “Jetzt wollen wir ganz genau schauen, wie lange es dauert, bis du auf dem Beamer bist!” “Und ich zähle die Abstürze pro Halbtag.” “Genau! Und ich hole mir schon mal einen Kaffee, während du deine Security-Updates einspielst.”
Und wenn ich ehrlich bin, habe ich im Innersten befürchtet, dass mir genau Solches geschieht. Aber ich kann euch sagen: Exakt das Gegenteil. Ich wurde mit der Zuverlässigkeit von macOS überrascht, jedoch mit zusätzlichen Funktionen und mehr Speed belohnt. Windows 10 ist nicht mehr das Windows, worüber wir uns jahrelang lustig gemacht haben! Die Suche nach besserer Cloud-Integration, Touch und mehr Speed waren denn auch meine ursprüngliche Beweggründe, Hardware jenseits von Apple zu testen.
Auf der Suche nach dem Besten
In meinen knapp 20 Jahren als Trainer und Berater habe ich immer nach dem Motto gelebt: Suche die beste Lösung für die zu erledigende Aufgabe. Egal, welche Hersteller dahinter stehen (so lange deren Business-Modell transparent ist). Das ist auch der Grund, dass ich nie Provision angenommen habe und auf etliche Stellenangebote von Soft- und Hardware-Herstellern nicht eingegangen bin. Ich sehe meine Aufgabe zwischen Anwendern und Herstellern. Und so auch hier in diesem Hardware-Test. Mein Job ist es, genau hinzuschauen, um dann die Empfehlung auszusprechen. Darum: Ja, mit dem Surface Book und Windows 10 lässt sich definitiv sehr produktiv arbeiten. In der Agentur wie als digitaler Nomade.
Ich werde hier im Blog natürlich künftig auch Windows-Tricks und coole Tools vorstellen, die meinen Alltag vereinfachen. Keine Angst: Im Redaktionsteam hat es noch genügend Mac-Freaks, die euch mit ihrem Stoff versorgen werden.
Abschliessend noch einmal meine subjektive Pros & Cons-Liste
Ohne Gewichtung, reine Aufzählung.
Pros
- InDesign und Photoshop sind massiv schneller als am Mac
- Mit gleicher Internetverbindung und gleichem Browser: Windows rendert die Websites schneller
- Hochwertiges Design der Hardware
- Clever, dass die Tastatur auch im Tablet-Modus angeschlossen werden kann (in der Tastatur drin ist ein zusätzlicher Akku und eine schnellere GPU)
- Das Rendering von Schrift ist hochwertiger als auf meinem MacBook (Retina), Schriften sind angenehmer zu lesen
- Unterschiedliche Präsentationsgeräte (Beamer, TV) laufen problemlos über den Mini Display Port
- Login in public und firmeninterne Wifi’s problemlos
- Bildschirm wird weniger schnell schmutzig als beim MacBook. Auch Touch-Rückstände sind kaum zu sehen
- Bequeme Tastatur, eignet sich für die tägliche Arbeit
- Kleines Detail: Ich liebe die physikalische Delete-Taste, die auf dem MacBook nur über “fn” erreichbar ist
- Qualität des Touch-Bildschirms eignet sich fürs professionelle Zeichnen und Retuschieren
- Die Nutzung als Tablet ist auch für nicht Illustratoren genial. Ich nutze es häufig in Meetings, damit keine Wand zwischen mir und dem Gegenüber ist
- Login über Gesichtserkennung
- Wechsel zwischen Touch und Maus/Tastatur wirkt sich positiv auf die Körperhaltung aus
- Batterielaufzeit reicht für einen normalen Arbeitstag. Der “Battery Saver” ist bei knappem Strombudget eine gute Stütze
- Gute Cloud-Integration mit zuverlässigem OneDrive (habe von der Dropbox zu OneDrive gewechselt für den Test)
- Ich arbeite im Windows File Explorer heuter bereits schneller als im Mac Finder
Cons
- Kein USB-C, proprietärer Stecker zum Laden des Gerätes. Habe jetzt wieder drei neue Ladegeräte in meiner “Sammlung”
- Tastatur ist beim Tippen lauter als die des MacBooks. Vergleichbar mit dem Lärm eines externen Apple Keyboards
- Das Aufwachen aus dem Ruhemodus dauert länger als beim Mac
- Ein System-Neustart kann nie fehlen (war für mich auf dem Mac nie ein Thema)
- Ventilator startet häufiger als beim MacBook. Ist jedoch leise und schaltet schnell wieder ab
- Bei Copy/Paste ist mir ein paar Mal die Tastatur abgestürzt. Ist offenbar ein bekanntes Problem mit dem Surface Book
- Das Öffnen des Deckels (Bildschirms) braucht etwas zuviel Kraft, um mit einer Hand zu erledigen
- Der Bildschirm sollte für meinen Geschmack etwas mehr nach hinten geneigt werden können
- Der Bildschirm spiegelt recht stark. Ein Fenster im Rücken ist störend
Wenn ihr spezifische Fragen habt, einfach melden. Unten im Kommentar oder per Email.
12 Antworten
Hmmmm…?
https://www.macwelt.de/a/25-prozent-fehlerrate-us-verbrauchermagazin-kritisiert-microsoft-surface-geraete,3437506
Danke für denk Link, Oliver! Ich hatte auch ein Gerät ersetzen müssen (Garantie, aber trotzdem mühsam). Wir habe jetzt total 4 Geräte, eines davon war betroffen.
Hallo Haeme,
bei uns im Betrieb sind die ersten beiden Surfaces als Notebookersatz angeschafft worden. Kein Notebook und kein iPad mehr notwendig – so sieht es zumindest aktuell bei uns aus.
Ich selbst hab keins, aber was mir in Meetings auffällt – ich mach mein iPad an und schreib in OneNote los.
Meine Kollegen warten noch, bis das Surface sich aus dem Ruhemodus wieder aufgeweckt hat…
hallo haeme
hast du für einen test ein ipad-pro genommen oder ein macbook-pro 13″ der neuesten generation? und mit welcher hardware-config bei beiden systemen? es ergeben sich da doch schon markante unterschiede in bezug auf die geschwindigkeit.
wir arbeiten hier bei uns auch mit beiden systemen. in einer firma wie bei uns kann ich aber sagen, dass betreffend it-arbeiten/it-support leider die windows-geräte immer noch an der spitze sind… kein vergleich mehr zu früher. aber die win-geräte haben immer noch mehr probleme.
was aber für mich als auch eingefleischter apple-user stimmt… dass selbst unter parallels windows 10 schneller ist als sierra…
insgesamt macht es aus meiner sicht keinen unterschied mehr, mit welchem system man arbeitet.
lieber gruss
daniel
Hallo Haeme,
ich bin auch am überlegen, ob ich umsteigen soll. Was mich allerdings noch zögern lässt, ist, dass es das Surface Book nur mit 13,5″ Displaygröße gibt. Kannst Du da sinnvoll mit InDesign & Co. arbeiten oder nutzt Du das Gerät eher für andere Dinge?
Grüße
Marco
“Ja, mit dem Surface Book und Windows 10 lässt sich definitiv sehr produktiv arbeiten. In der Agentur wie als digitaler Nomade” Stimmt, absolut. Kann ich bestätigen. Auch wenn ich weiterhin des Buchhalters MacBooks verwenden werde (und darüber im Blog schreibe)