In einem agilen Team ist die Idee, dass das Team Verantwortung für seine Produktlieferung und die Qualität dieser Lieferung übernimmt. Dies im Gegensatz zu klassischen Projektmethoden, dort ist die Verantwortung jeweils einer expliziten Rolle zugeteilt. Zum Beispiel übernimmt der Projektleiter die Verantwortung für die zeitgerechte Lieferung des Produktes.
Damit das agile Team diese Verantwortung übernehmen kann, muss ein Umdenken stattfinden. Es sind weniger die Einzelleistungen als die Teamleistung gefragt. Da tauchen beim Team diese Fragen auf:
- Welche Skills brauchen wir im Team, damit wir diese Team-Verantwortung übernehmen können? (Business Analyse durchführen, Frontend-Entwicklung, Backend-Entwicklung, Datenbank verwalten, Testing, Dokumentation erstellen, Architektur erstellen, Softwaredesign erstellen, User-Experience designen…)
- Wie sind diese Skills im Team verteilt? Wer ist wo Spezialist? Wer ist wo Generalist?
- Wie stellen wir die Lieferfähigkeit sicher, wenn
- der eine oder die andere in die Ferien geht?
- für längere Zeit ausfällt?
- wir einander bei Engpässen aushelfen wollen?
T-Shaping Modell
Das T-Shaping-Modell hilft uns bei der Beantwortung dieser Fragen.
Im T-Shaping Modell lässt sich abbilden, in welchen Skills ich viel Expertise habe und in welchen ich Generalist bin. Dabei bilden die waagrechten Skills (blau) den Balken des T’s. Die tiefe Expertise (grün) wird als senkrechte Ausprägung abgebildet.


Im Beispiel ist ersichtlich, dass ich bei der Business-Analyse und beim UX (User Experience) ein Generalist bin und mich (grau) als nächstes in der Frontend-Entwicklung zumindest zum Generalist ausbilden will.
Wichtig ist, dieses Modell ergibt erst ganz viel Sinn, wenn ich das im Team gemeinsam erarbeite. Es wird so sichtbar, welche T-Shapes wir haben, wo wir gut abgestützt sind und wo noch Lücken sind. Die Lücken sollten dann vorzugsweise mit Ausbildungsinitiativen on und off the job gefüllt werden. Dabei muss das Teammitglied selber auswählen können, wo es seinen nächsten Ausbildungsschwerpunkt setzen will. Nur so entsteht Motivation dazu.
Diese T-Shaping-Team-Übersicht sollte in einem gemeinsamen Workshop erarbeitet und besprochen werden. Und macht erst Sinn, wenn das Team über längere Zeit stabil bleibt – also wenig Wechsel von Teammitgliedern stattfindet.
Im Teamalltag ist es sehr wertvoll zu wissen, wer wo seine Skills ausbaut. Mit gezielten Massnahmen wie Pair-Working, Mentoring und Review kann on-the-job viel Wissensaufbau stattfinden. Selbstverständlich braucht diese T-Shaping-Initiative Zeit und Geld für die Umsetzung.
In den Retrospektiven kann T-Shaping regelmässig aufgegriffen und reflektiert werden. Es gehört somit zum Lernprozess im Team mit dazu.
Über mich
Mich begeistert es Menschen, Teams und Organisationen auf ihrem Weg zu einer sinnstiftenden und wertvollen Arbeitswelt zu begleiten. Ich bin in der Firma Organic Change zu Hause. www.organic-change.ch