Es kann vorkommen, dass man in einem 4-farbigen Layout irgend eine Volltonfarbe drin hat. Gründe dafür gibt es verschiedene: Allenfalls wurde die Farbe aus einem alten Dokument mit übernommen oder die Farbe sitzt noch irgendwo in einem verknüpften Vektor-File. In den meisten Fällen lohnt es sich kaum, sich auf die Suche nach der Farbe zu machen (vor allem, wenn man nicht weiss, ob und wo sie noch in Verwendung ist) oder Sie aus dem Vektor-File zu eliminieren. Zum Glück kann man Volltonfarben im InDesign einfach und ziemlich gut umwandeln lassen und das ohne grosse Qualitätseinbusse.

Ich habe zur Demonstration ein kleines Test-Dokument angelegt. Einmal mit der Pantone-farbe «Red 032» und einmal mit dem von Pantone auf ihrer Webseite vorgeschlagenen CMYK-Wert.

Mit ein paar Klicks zum Ziel
Wenn ich eine Volltonfarbe schnell in CMYK umwandeln will, mache ich das meistens über den Farbmanager. Der befindet sich im Farbfelder-Panel unter der Option «Mehr» (4 Striche rechts oben). Wählt man nun im Menü den Farbmanager an, öffnet sich ein Dialogfenster, über das man eine Übersicht über alle Farben bekommt und ganz unten finden sich zwei Checkboxen. Die aktivieren wir.

Mit der ersten Checkbox sagen wir dem Manager, er soll alle Volltonfarben beim Separieren des Dokumentes in CMYK umwandeln und die zweite Checkbox legt fest, dass sich InDesign dabei an den Standard-Lab-Werten orientieren soll. Dieser Haken stellt sicher, dass sich die Farbe kaum verändert.
Wenn wir nun das Dokument ausgeben und ein PDF schreiben (ISO Coated v2 300%), werden alle Volltonfarben umgewandelt. Das führt dazu, dass das umgewandelte «Red 032» nicht ganz dieselben CMYK-Werte bekommt, wie es Pantone vorschlägt, die Diskrepanz von blossem Auge allerdings kaum bemerkbar ist.
Aus meiner Sicht ist das der schnellste und kostengünstigste Weg, um Volltonfarben aus einem Dokument zu bekommen.
Kaum Unterschied bei den Werten
Die Werte unterscheiden sich am Schluss kaum:
CMYK-Wert nach Umwandlung nach Lab-Tabelle:
0% Cyan, 89% Magenta, 72% Yellow, 0% Kontrast/Black
Vorgeschlagene CMYK-Werte von Pantone:
0% Cyan, 90% Magenta, 76% Yellow, 0% Kontrast/Black

Die Lösung ist nicht der Königsweg aber m. E. der beste Weg, um schnell an ein gutes Ziel zu kommen.
Über mich
Nach einer klassischen Lehre als Polygraf EFZ und einer Weiterbildung zum Techno-Polygraf EFA sammelte Christian Denzler Erfahrungen in Druckereien, Agenturen und Premedia-Firmen. Er ist ein Publishing-Profi und seit 2015 Prüfungsexperte «grafisch technische Berufe» an der Berufsschule für Gestaltung Zürich. Leidenschaftlich testet er neue Software sowie Technologien und schreibt darüber.
4 Antworten
Der schnellste Weg ist leider auch sehr oberflächig und führt mitnichten zu idealem Aussehen.
Aus meiner Sicht fehlen für einen vollständigen und professionellen Artikel:
• Angabe zum verwendeten ICC-Profil für die CMYK-Konvertierung (z.B. ISO coated v2 300%, PSO coated v3, eciCMYK v2),
• Hinweis zur idealen Rendering-Priorität bei Sonderfarben (“Absolut farbmetrisch” statt “Perzeptiv”) und ob und wie man die in jener Situation erhält,
• Warnung vor den höchstwahrscheinlich veralteten Lab-Werten für PANTONE-Farben innerhalb der CC gegenüber den seit 2019 erhältlichen PANTONE v4-Tabellen,
• …bzw ein Fingerzeig auf die seitens PANTONE kommerziell vertriebene “PANTONE Connect”-Erweiterung für InDesign – sowie als Alternative den manuellen Weg über einen Import via PANTONE Color Manager.
Ein genereller Hinweis: _den_ CMYK-Wert zu einer PANTONE-Sonderfarbe gibt es leider nicht; selbst wenn PANTONE irgendwo/irgendwann etwas abdruckt – und i.d.R. oben genannte Hinweise ebenfalls nicht aufführt.
Lieber Björn
Danke für deinen ausführlichen Input und für deine CMS-seitig völlig korrekten Ausführungen.
Nun zu meinem schmerzlichen «Aber»: In 99% der Fälle reicht diese Methode völlig aus, weil,
1. es im Daily Business schnell und kostengünstig vonstatten gehen muss,
2. der Konsument den Unterschied später nicht merkt,
3. es dem Kunden schlicht nicht interessiert.
Glaub mir, diese drei Punkte schmerzen mich auch, sind aber leider meine Erfahrung. Der Blogpost geht also eher in die Richtung «Quick and Dirty».
Wohlgemerkt spreche ich hier nicht von Kunstdrucken oder Highend-Publikationen sondern von dem, was unseren Alltag grösstenteils ausmacht: Werbeflyer, Zeitung, Plakat, Broschüre, sprich alles, was schnell, günstig und vergänglich ist.
Ich verwende die Methode in dieser Form schon seit Jahren und es gab noch nie ein unbrauchbares Resultat. Ich halte mich da an das Credo meines früheren Typo-Lehrers: Qualität so gut wie nötig. Damit verdient man sein Geld.
Dass LAB-Werte «veralten» wage ich zu bezweifeln. Dass sich Pantone-Werte von CC-Version zu CC-Version leicht ändern und damit auch die LAB-Werte, kann ich mir vorstellen. Auch hier denke ich aber: für Daily Business nicht im relevanten Rahmen. Ich bin aber kein CMS-Profi und lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen 🙂
Grundsätzlich taucht das Problem ja sowieso dann auf, wenn der Dokumenthersteller nicht weiss was Volltonfarben sind, bzw. nicht hingeschaut hat. So nach dem Motto ist ja schön rot am Monitor. Bei solchen Produkten spielt es wirklich keine Rolle wie genau sie gerendert werden.
Ich gehe immer davon aus, dass wenn jemand Wert auf darauf legt, auch weiss was er tut oder es von jemanden produzieren lässt der es weiss.
In Affinity Publisher funktioniert das ganze ähnlich. Beim PDF-Export unter «mehr…» das Häkchen «Schmuckfarben übernehmen» deaktivieren. Zum Vergleich: Bei Pantone red 032 C erhielt ich die Werte 0C 89M 70Y 0K.